Anne Weber: Annette, ein Heldinnen-Epos

Anne Weber: Annette, ein Heldinnen-Epos

Das erstaunliche Leben der Anne Beaumanoir, im 2. Weltkrieg Widerstandskämpferin in der Resistance, später Unterstützerin der algerischen Unabhängigkeitsbewegung, verurteilt zu 10 jahren Haft, Flucht nach Tunesien, um  der Strafe zu entgehen – wie läßt sich all das angemessen beschreiben?

Anne Weber hat eine ganz eigene Form gefunden, nur ein Epos kann einem solchen Leben gerecht werden. Und nach anfänglicher Irritation lässt man sich darauf ein, lässt sich forttragen von der Sprachmelodie durch alle Höhen und Tiefen dieses außergewöhnlichen Lebens.

Ein mutiges Buch über eine mutige Frau, das ganz zurecht mit dem Deutschen Buchpreis bedacht wurde.

Matthes & Seitz; 22 Euro

13.12.20: Ein literarischer Abend mit Musik

13.12.20: Ein literarischer Abend mit Musik

Um der vorweihnachtlichen Hektik zu entkommen, möchten wir Sie herzlich einladen, am Freitag, den 13. Dezember einen ebenso ruhigen wie anregenden Abend bei uns zu verbringen. Renate Habets wird aus ihrem neuen Roman lesen: „Nur ein Leben“. Vitus Micha und Gerd Strasdas begleiten den Abend auf ihren Gitarren mit Klassikern und eigenen Kompositionen. Und bei kühlen Getränken und leckeren Häppchen bietet sich die Gelegenheit, ganz ohne Zeitdruck ins Gespräch kommen.

Beginn ist um 19:00 Uhr. Der Eintritt beträgt 5,00 EUR, Karten gibt es bei Tausendundein Buch oder unter Tel.: 0203 356675.

Marieke Lucas Rijneveld: Was man sät

Marieke Lucas Rijneveld: Was man sät

Eine Familie zerbricht nach dem tödlichen Unfall des ältesten Sohnes, die Eltern ziehen sich in ihre Trauer und Selbstvorwürfe zurück, überlassen die drei jüngeren Geschwister mehr oder weniger sich selbst. In diesem Moment endet die Kindheit, aber eine Vorstellung eines anderen, lebenswerten Lebens liegt noch außerhalb jeden Vorstellungsvermögens. Und so tasten sie sich voran, aus der Trauer heraus, irgendwohin, nur fort von dem bigotten, traurigen Elternhaus.

Von dieser Autorin werden wir noch viel lesen. Selten werden so finstere Momente und Gefühle so poetisch schön und sprachgewaltig eingefangen. 
Mein Buch für diesen Herbst.

Suhrkamp, 22 EUR

Thomas Hettche: Herzfaden

Thomas Hettche: Herzfaden

Der Roman beginnt fast wie ein Märchen: ein Mädchen verirrt sich auf den Dachboden der Augsburger Puppenkiste und trifft unter den bekannten Marionetten auf Hatü, die Gründerin der Puppenkiste. Sie beginnt die Geschichte des Theaters zu erzählen, von den Anfängen in den Kriegsjahren und dem Neubeginn in der Nachkriegszeit. Unmerklich verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Poesie, greift die Rahmenhandlung in die Erzählung ein.

Mit Spannung und Vergnügen folgt man dem Autor auf seinen verschlungenen Wegen und lässt sich in die Welt des kleinen Theaters hineinziehen. Ganz sicher mein Favorit für den Deutschen Buchpreis in diesem Jahr.

Kiepenheuer & Witsch, 24 Euro

Der Klavierstimmer ihrer Majestät

Der Klavierstimmer ihrer Majestät

Ich habe mein Lieblingsbuch für diesen Sommer gefunden. Im östlichsten Winkel des Britischen Empire, auf einem kleinen Militärstützpunkt mitten im Dschungel, steht ein Klavier und muss gestimmt werden. Das Kriegsministerium betraut Edgar Drake, der nie einen Fuß aus London heraus gesetzt hat, mit dieser Mission. Und so macht er sich auf den Weg.

Wochenlang ist er unterwegs, bis er endlich an seinem Ziel ankommt. Und als Leser ist man einfach nur glücklich, ihn begleiten zu dürfen und mit ihm die Faszination und Schönheit dieser fremden Welt und ihrer wunderbaren Bewohner zu erkunden.

Beck Verlag, 24,00 Euro

Lutz Seiler: Stern 111

Lutz Seiler: Stern 111

Der Preis der Leipziger Buchmesse konnte diese Jahr nicht live auf der Messe vergeben werden – umso würdiger ist der Preisträger. Stern 111 ist die Geschichte einer zerrissenen Familie in einem zerrissenen Land, Wiedervereinigung ist ein schwieriger Prozess. Keiner kann uns auf eine solche Reise mitnehmen, wie es Lutz Seiler vermag.

Ein grandioser Roman. Erschienen im Suhrkamp  Verlag, 24,00 Euro

Karen Köhler: Miroloi

Karen Köhler: Miroloi

Das Schöne Dorf auf der Schönen Insel – das ist die ganze Welt für die Menschen in dieser Geschichte. Sie haben keinen Kontakt zur Außenwelt und leben wie vor Jahrhunderten im Rhythmus der Jahreszeiten. Frauen dürfen nicht Lesen und Scheiben lernen, alle Bewohner müssen sich den  strengen, patriarchalen Gesetzen unterordnen, jeder Verstoß gegen die Gesetze und jeder Versuch, die Insel zu verlassen werden hart bestraft. Nur das Findelkind ohne Namen, das Mädchen, das vom Priester aufgenommen wurde, hat keinen Platz in dieser strengen Hierarchie. Sie lehnt sich auf, lernt lesen und kämpft für ihre Freiheit.

Ein Miroloi ist ein Totenlied, in dem ein ganzes Leben besungen wird. Das Mädchen singt es für sich selbst in einer unglaublich packenden Sprache.

Hanser Verlag, 24 Euro

Daniel Mason: Der Wintersoldat

Daniel Mason: Der Wintersoldat

Der Schauplatz ist grandios: eine Kirche in einem vergessenen Dorf tief in den winterlichen Karpaten dient als notdürftig eingerichtetes Feldlazarett. Die Front rückt mal näher, mal entfernt sie sich, und eine junge Nonne hält den Betrieb aufrecht. Hierhin verschlägt es den hochbegabten aber völlig unerfahrenenen Medizinsutdenten Lucius., und hier wird er alles lernen über das Leben den Tod – und die Liebe.

Ein wunderbarer Roman, mein Favorit in diesem Winter.

Beck Verlag,  24,00 Euro

Empfehlung: Töchter des Todes

Empfehlung: Töchter des Todes

„Töchter des Todes“ ist der neue Roman von Ulrike Blatter. Eine bosnische Familie, die seit vielen Jahren gut integriert in einer deutschen Kleinstadt lebt, wird zum Ziel einer allgemeinen Hasskampagne, als öffentlich wird, daß eine der beiden Töchter sich dem IS angeschlossen hat. Ohne genauer hinzuschauen wird die gesamte Familie unter Generalverdacht gestellt. Ein spannender Thriller zu einem hochaktuellen Thema..

Taschenbuch, 14,00 Euro

Empfehlung: Hundert Tage von Lukas Bärfuss

Empfehlung: Hundert Tage von Lukas Bärfuss

Liebe in dunklen Zeiten: Ein junger schweizer Entwicklungshelfer tritt seinen Dienst in Ruanda an, gleichermaßen fasziniert von dem Land wie von Agathe, einer schönen,  geheimnisvollen Frau. Mit Ausbruch des Völkermordes endet sein sorgloses Leben. Er verbringt die hundert Tage versteckt in seinem Haus. Voll Bitterkeit muss er erkennen, wie wenig die gut gemeinte Hilfe aus dem Westen erreicht hat, und wie tief wir in die Probleme des Landes und des Kontinents mit verstrickt sind.

Ein eindrucksvolles Buch, verfasst in einer klaren Sprache und voller Bilder, die man nicht mehr vergessen wird.

btb, 10,00 Euro

Buchempfehlung: Alles könnte anders sein

Buchempfehlung: Alles könnte anders sein

Harald Welzer entwirft eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen. Er beschwört aber nicht den Untergang unseres Planeten herauf, stattdessen macht er sich konkrete Gedanken, wie eine gute Zukunft aussehen könnte – und was wir dafür tun können.

Erfrischend und Mut machend zeigt der Autor, dass die viel beschworene Alternativlosigkeit in Wahrheit oft eher Phantasielosigkeit ist.

Fischer Verlag, 22,00 EUR

Buchempfehlung: Das Volk der Bäume

Buchempfehlung: Das Volk der Bäume

Der junge Arzt Norton Perina kehrt in den 50er Jahren mit einer unfassbaren Entdeckung von einer kleinen mikronesischen Insel zurück: Hat er wirklich ein Mittel gegen die Sterblichkeit gefunden? Eine uralte Schildkrötenart soll die Formel des ewigen Lebens bergen. Nur wenig später ist die Schildkröte ausgerottet und das ursprüngliche Leben auf der Insel zerstört.
Wieviel ist gerechtfertigt im Namen der Wissenschaft, wie weit darf ein Forscher gehen? Die Autorin Hanya Yanagihara wirft ein kritischen Blick auf den westlichen Forscherwahn und deckt ganz nebenbei  noch ganz andere Abgründe in der Seele ihres Protagonisten auf.Ein faszinierender, vielschichtiger Roman, der einen unweigerlich in seinen Bann zieht.
Hanser Berlin, 25 EUR

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