Leila Slimani: Schaut, wie wir tanzen

Leila Slimani: Schaut, wie wir tanzen

Die Familiensaga geht weiter: Mathilde ist ihrem marokkanischen Ehemann in seine Heimat gefolgt, voller Neugier und Abenteuerlust, erfüllt von dem Wunsch, das vom ersten Weltkrieg gezeichnete Europa hinter sich zu lassen. Aber Marokko entpuppt sich nicht als das Land ihrer Träume. Die ersten Jahre auf der Farm sind hart, weder bei den Franzosen noch bei den Marokkanern fühlt sie sich willkommen, sie bleibt eine Fremde im „Land der Anderen“

Im zweiten Teil rücken die Kinder in den Vordergrund. So wie das ganze Land nach Freiheit und Unabhängigkeit strebt, versuchen auch die jungen Leute sich von den Traditionen zu befreien und ihren Weg zu gehen. Aicha, die Ältere arbeitet hart für ihr Medizinstudium, während ihr jüngerer Bruder in die Hippieszene abdriftet.

Vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte Marokkos rollt die Autorin die faszinierende Familiengeschichte auf, die zu weiten Teilen autobiographisch geprägt sein könnte. Hoffentlich erscheint bald der dritte und abschließende Band. Es bleiben viele Fragen offen…

Das Land der Anderen                                              btb Taschenbuch  13,00 Euro

Schaut, wie wir tanzen                                               Luchterhand          22,00 Euro

 

 

Milena Michiko Flasar: Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flasar: Oben Erde, unten Himmel

Suzu lebt allein mit ihrem Hamster in einer japanischen Großstadt, hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser und will mit dem Rest der Welt möglichst wenig zu tun haben.

Aber so läuft das Leben nicht! Ein neuer Job verändert alles und auf einmal ist es vorbei mit der Ruhe. Suzu muss Verantwortung übernehmen, sich  mit den Menschen in ihrer Umgebung auseinandersetzen und ihr Leben noch einmal von Grund auf überdenken.

Selten wurde die große Frage nach dem Sinn des Lebens so leicht und nebenbei gestellt und fielen die Antworten so überraschen und herrlich pragmatisch aus.

Ein wunderbares, kluges Buch.

Wagenbach Verlag                                                          26,00 Euro

Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee

Ralf Rothmann: Die Nacht unterm Schnee

Es ist die Geschichte seiner Mutter, die der Autor hier erzählt. Er beginnt direkt nach dem zweiten Weltkrieg in Kiel, wo seine Eltern sich kennlernten und verfolgt ihren gemeinsamen Weg. Er versucht aber auch, die Vorgeschichte seiner Mutter zu rekonstruieren, die Flucht aus dem Osten, die dunklen Erfahrungen, die sie, wie die meisten Frauen dieser Zeit, ein Leben lang mit sich herumtrug und nie wirklich verarbeiten konnte.

Er zeichnet ein facettenreiches Bild dieser ebenso starken wie tief versehrten Frau und setzt damit nicht nur seiner Mutter sondern einer ganzen Generation von Frauen ein berührendes literarisches Denkmal.

Surhkamp Verlag                                                                     24,00 Euro

auch empfehlenswert als Hörbuch  bei Hörbuch Hamburg

Felicity McLean: Cordie

Felicity McLean: Cordie

Drei Schwestern verschwinden in einem tristen Vorort in Australien. Sind sie weggelaufen, entführt worden? Es wird nie aufgeklärt. Aber Tikka Malloy, die damals gerade 11 Jahre alt war, läßt der Fall keine Ruhe und 20 Jahre später versucht sie erneut, zu verstehen, was wirklich geschehen ist.

Der Roman ist nur einer von vielen außergewöhnlichen Krimis, die im Polar Verlag erschienen sind. In der besten Tradition des Krimi Noir präsentiert der Verlag seit einigen Jahren literarisch anspruchsvolle, ungewöhnliche Titel in seinem Programm.

Die Bandbreite reicht vom harten Politthriller bis zum mysteriösen Psychokrimi und es gibt viele interessante Autoren zu entdecken.

 

 

Judith W. Taschler: Über Carl reden wir morgen

Judith W. Taschler: Über Carl reden wir morgen

Judith Taschler ist zweifellos eine der spannendsten und stilistisch originellsten Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum. In ihrem neuen Buch spannt sie den Bogen über drei Generation vom frühen 19. bis ins 20. Jahrhundert, vom provinziellen Mühlviertel über das mondäne Wien bis nach Amerika.

Aber die Geschichte wird nicht einfach herunter erzählt. Wie mit Schlaglichtern beleuchtet die Autorin einzelne Familienmitglieder, hebt sie hervor, lässt uns an ihrem Schicksal teilnehmen, um uns dann ebenso berührt wie erschüttert zurück zulassen.

Lange hat mich kein Buch so gepackt und gefesselt. Empfehlenswert sind auch die früheren Werke der Autorin, die bei DTV alle als Taschenbücher erhältlich sind.

Judith Taschler: Über Carl reden wir morgen; Zsolnay Verlag,  24,00 Euro

 

Stephan Thome: Pflaumenregen

Stephan Thome: Pflaumenregen

Die wechselvolle Geschichte Taiwans bildet den Hintergrund dieser Familiengeschichte. Der japanischen Kolonialherrschaft folgt das chinesische Militärregime, das sich erst in den achtziger Jahren langsam zur Demokratie öffnet.

Umeko hat all diese Zeiten miterlebt, aber sie schweigt. Vierzig Jahre später versucht ihr Sohn, Licht in die Vergangenheit zu bringen und die Geschichte seiner Familie zu rekonstruieren. Ein ebenso spannendes wie mühsames Unterfangen, an dem wir als Leser tief bewegt Anteil nehmen.

 

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